Mein Leben in La Paz

La Paz (c) St. Peter und Paul
La Paz
Datum:
So. 25. Feb. 2018
Von:
Francesco Romano

Die Zeit verfliegt, jetzt bin ich schon über fünf Monate in La Paz und die Hälfte meines Freiwilligendienstes ist schon fast vorbei. Ja wo fange ich da an zu erzählen?

Vielleicht dort wo ich lebe, ich wohne in einem Hochhaus in Sopocachi, einem sehr zentral gelegenen Stadtteil von La Paz im 12. Stock. Dort fehlt mir lebensstandardmäßig nichts und das Beste ist, dass ich das Glück einer sehr tollen und liebevollen Gastfamilie habe. Mir gefällt es super in einer Gastfamilie zu leben, so muss ich auch nach der Arbeit noch spanisch sprechen und lerne bolivianisches Essen, bolivianische Bräuche und auch politische Ansichten kennen.

Jetzt aber zu meiner Arbeit, um die sich irgendwie auch mein Leben hier dreht. Ich arbeite in dem Heim "Hogar Niñas Obrajes" der Fundación Arco Iris. Das Heim bietet zurzeit etwa 70 Mädchen ein zu Hause, die zwischen 4 und 18 Jahren alt sind und liegt wie der Name sagt in Obrajes, sodass ich immer mit dem Minibus hin und her pendel, die Fahrt ist aber glücklicher Weise ziemlich kurz. Ich bin mittlerweile echt glücklich mit meinem Projekt und will dieses und meine Mädels gar nicht mehr hergeben. Am Anfang war es ein bisschen schwierig, weil ich nicht wirklich feste Aufgaben hatte und lernen musste, mir diese selber zu suchen; etwas was ich gar nicht gewohnt war. Meistens helfe ich in der „Apoyo Educativo“ bei den Hausaufgaben bzw. vertreibe mir mit den Kindern, die fertig sind die Zeit mit malen, kneten, Karten spielen oder ähnlichem. Ansonsten gehe ich mit Kindern zum Arzt und komme jetzt auch oft samstags. Dann können wir nämlich Aktivitäten machen, da die Kinder unter der Woche nicht viel Zeit haben. Sie sind nämlich entweder morgens oder nachmittags in der Schule und die jeweils andere Zeit in der Apoyo.

Ich bin sehr gerne dort und verbringe einfach gerne Zeit mit den Mädchen, die mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen sind. Immer mehr merke ich wie viel ich von den Mädchen zurück bekomme. Wenn mir ein Mädchen sagt, wie schön, dass du das gerade mit uns machst oder man mir von seinem wenigen Taschengeld für die Reise eine Süßigkeit mitkauft oder mir ein Mädchen sagt, als ich erzähle, dass ich meinen Geburtstag mit meiner Gastfamilie feiere, dass sie doch meine Familie seien oder wir einfach nur zusammen lachen. Solche Momente sind für mich wertvoll geworden und machen meine Arbeit irgendwie aus, nicht dass ich eine arbeitskraftmäßig sehr große Hilfe bin, was mich schon, dass ein oder andere Mal zum Zweifeln an der Sinnhaftigkeit meines Freiwilligendienstes gebracht hat. Vielmehr glaube ich, dass es für die Mädchen einfach schön ist, dass noch eine Person mehr für sie da ist.

Auch lerne ich viel über mich selbst und das Leben. So schön die Arbeit ist, macht es mich dann doch hin und wieder traurig, wenn mir wieder bewusst wird, wieso die Mädchen überhaupt dort leben und dass sie niemanden haben. Und so lerne ich es unglaublich zu schätzen eine Familie zu haben und das meinen Mädchen das wichtigste, ihre Familie, fehlt. Deshalb finde ich die Arbeit der Fundacion so bewundernswert. Auch wenn man eine Familie natürlich nicht ersetzen kann, gibt sie den Mädchen ein zu Hause.

So lebe ich mein Leben hier, was irgendwie schon zur Normalität geworden ist und mein Leben in Deutschland schon fern erscheint. Bei aller Normalität fällt mir dann manchmal wieder ein, dass ich gerade meinen Traum lebe und bin unheimlich glücklich und vor allem dankbar, für diese Möglichkeit die ich habe, dafür das sich die Sorgen des Ungewissen gewandelt haben zu einem „ja hier möchte ich sein“, „ja gerade bin ich am richtigen Fleck“. Dankbar für die Menschen denen ich begegne, die mich, mich nicht alleine fühlen lassen.

Zum Schluss noch meine Lieblingszeile aus der Arco Iris Hymne: "Da tu mano hermano, abre tu corazon juntos caminaremos hacia un mundo mejor" Gib mir deine Hand Bruder, öffne dein Herz, gemeinsam gehen wir bis zu einer besseren Welt.

Wer mehr von mir hören will, ich freue mich wenn ihr auf meinem Blog vorbeischaut, ich habe schon seit längerem eine neue Adresse: https://mein-freiwilligendienst-lapaz.jimdo.com/             

 

Lea Ziemons