Leitartikel Weggefährte November 2017

Die Sonne der Liebe kennt keinen Untergang (c) Günter Schiffeler
Die Sonne der Liebe kennt keinen Untergang
Datum:
Mi. 1. Nov. 2017
Von:
Margot Karenfort

Liebe Christen!

November – Die Tage werden merklich kürzer. Die dunkle Jahreszeit ist angebrochen. Je dunkler die Tage, desto trüber ist es bei vielen Menschen. Das Phänomen lässt sich einfach erklären: Wenn Licht fehlt, geht unsere Stimmung in den Keller. Bei manch einem breitet sich dann ein wahres Seelentief aus.

Wie aber können wir in diesen Tagen Licht in unser Leben bringen? – Nun, im Internet und bei anderen Ratgebern werden uns viele nützliche, aber auch mitunter skurrile Tipps an die Hand gegeben, um dem „November-Blues“ zu entgehen. Ein Ratschlag ließ mich aufmerken: Besinnen wir uns wieder auf unsere Heimat!

Heimat? Was ist Heimat, oder Heimatgefühl für Sie?

Dazu haben Meinungsforschungsinstitute nach Antworten gesucht, auch in unserer Region, mit überraschenden Antworten. Nicht der Aachener Dom, nicht die Alemannia und auch nicht der, besonders in unserer Stadt, so heiß geliebte Karneval sind die wichtigsten Faktoren für das Heimatgefühl. Diese Faktoren lagen alle hinter einer Antwort: 73% der befragten Menschen gaben an, dass ihre Heimat dort ist, wo die Familie, Freunde und Bekannte wohnen.

Die Autorin Margot Bickel drückt es poetisch so aus: „Des Menschen Heimat ist auf keiner Landkarte zu finden, nur in den Herzen der Menschen, die ihn lieben.“

Das Heimatgefühl ist in erster Linie das Gefühl der Geborgenheit in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis. Sich in vertrauter, schützender, helfender und liebender Umgebung angenommen und aufgehoben zu wissen, ist für viele wichtiger, als die Identifikation mit regionalen Besonderheiten jedweder Art. Hinzu kommen nicht selten Aussagen wie: „Zu meiner Heimat gehört auch der Friedhof. Ich möchte hier bei meiner Familie, in der Heimaterde beigesetzt werden, da wo schon meine Eltern und Verwandten beigesetzt wurden.“ Also auch das Einbezogensein der Verstorbenen gehört zu einem intensiven Heimatgefühl dazu.

Gerade im November, besonders an Allerheiligen und Allerseelen, intensivieren wir unser Heimatgefühl in diesem Bezug. Wir besuchen die Gräber der Menschen, die uns in ganz besonderer Weise das Gefühl von Heimat geschenkt haben. Menschen bei denen wir uns geliebt, angenommen und geborgen gefühlt haben und denen auch wir vielleicht dieses Gefühl schenken konnten; Menschen, denen wir und die uns am Herzen lagen. Wir spüren, wenn wir Kerzen auf ihren Gräbern anzünden, diesem Heimatgefühl, dem Gefühl engster Verbundenheit immer wieder nach. Dabei erinnern wir uns genauso wieder an den Abschiedsschmerz und der Trauer über den Verlust des geliebten Menschen. Zweifel, Ängste und Sorgen kommen in uns hoch: Warum? Wie soll, wie kann es weitergehen? Wo soll ich hin? Wo finde ich jetzt meine Heimat, meine Geborgenheit, meinen Schutz? Wo finde ich Verständnis, vorbehaltloses Vertrauen, Zuspruch und Aufmunterung?

Genau in diese verwirrende Gefühlssituation hinein spricht Jesus zu uns: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“ (Joh 14,1-2a).

Jesus sagt dies zu seinen Jüngern am Vorabend seiner Kreuzigung und stürzt sie damit in große Verwirrung. Sie wissen nicht, wie es ohne ihren Meister weitergehen soll. „Glaubt an Gott!“ Diesen Appell bezieht Jesus auf die Liebe, die Gott uns Menschen schenkt. Niemand liebt die Menschen mehr als Gott. Er ist die Liebe und erst durch die Erfahrung seiner Liebe werden wir fähig, andere Menschen zu lieben. Nur durch seine Liebe können wir in unseren Herzen eine Heimat für andere Menschen schaffen. Dies ist ein Auftrag für uns: Neue Beziehungen knüpfen, alte und bestehende Beziehungen auffrischen und verstärken!

So können wir Licht in unser Herz holen, damit es nicht von der vermeintlichen Dunkelheit des Novembers eingeschlossen wird.

 

Ihr Günter Schiffeler, Diakon