Leitartikel des Weggefaehrten Dezember 2020

Liebe Mitchristen,

2020-12_Leitartikel (c) Pfarre St. Peter & Paul, Eschweiler
2020-12_Leitartikel
Datum:
Sa. 21. Nov. 2020
Von:
Margot Karenfort

in diesem Jahr ist alles irgendwie anders. Die Corona-Pandemie raubt uns allen den Atem: durch die „Alltagsmasken”, durch die Sorgen um die eigene Gesundheit und die der Angehörigen, durch die (wirtschaftlichen) Auswirkungen auf privater und gesellschaftlicher Ebene. Im Frühjahr der völlige Lockdown, ein Osterfest in aller Stille hinter verschlossenen Türen, ein Sommer mit eingeschränkten Urlaubszielen und Aktivitäten, der 11.11. ohne Karneval. Schon mehrfach habe ich gehört, wie jemand sagte: „Am liebsten würde ich das Jahr 2020 aus meinem Leben streichen.”

Doch noch ist das Jahr nicht ganz vorbei. Wie werden die letzten Wochen? Wie wird das Weihnachtsfest? Ich kann leider auch nicht hellsehen und daher nichts versprechen. Aber es ist klar: Weihnachten fällt nicht aus! Gott kommt auch heute, er will auch in 2020 mitten unter uns Mensch werden, er will geboren werden in dir und in mir.

In seinem Weihnachtsgruß an Strafgefangene im Jahr 1983 hat der damalige Aachener Bischof Klaus Hemmerle einen Weihnachtswunsch geschrieben, den ich gerne aufgreifen möchte. Er hat auch für uns seine Bedeutung nicht verloren:

 

Ich wünsche uns allen vier Schlüssel: 

Einen Schlüssel für die Hintertür - 
der Herr kommt, wo und wann wir's nicht vermuten.
Er kommt in denen, die sich nicht ans große Tor getrauen. 

Einen Schlüssel für die Tür nach innen -
der Herr ist inwendiger als unser Innerstes. 
Von dort betritt Er das Haus unseres Lebens. 

Einen Schlüssel für die Verbindungstür,
die zutapezierte, zugemauerte nach nebenan - 
im Allernächsten, welcher der Allerfremdeste ist, 
klopft der Herr bei uns an. 

Einen Schlüssel für die Haustür, für das Portal - 
dort hat man Jesus mit Maria und Josef abgewiesen.
Wir wollen uns nicht genieren, 
ihn öffentlich einzulassen in unser Leben, in unsere Welt. 

Werden wir sein Bethlehem heute sein?

 

Mögen uns diese vier weihnachtlichen Schlüssel eine ganz neue Begegnung mit diesem Gott ermöglichen, der seit über 2000 Jahren stets neue und unerhörte Wege sucht, um bei dir und mir anzukommen. Er will mir begegnen in denen, die einsam sind und sich nicht nach draußen (nicht ans große Tor) trauen. Er will mir begegnen in dem, was mir am allernächsten liegt: in mir selbst – auch in den dunklen Flecken in mir, mit denen ich so unversöhnt bin. In den Menschen, die mir nahe sind – meine Familie, mein Freundeskreis, meine Nachbarn. Und ebenso in denen, die ich noch nicht so gut kenne, die ein Lächeln oder ein freundliches Wort erwarten.

Mitten hinein in die Kälte und Einsamkeit wurde Jesus Christus damals in Betlehem geboren. Vielleicht werden wir in diesem Jahr ihm gerade darin sehr nahe sein?

Aber eines ist klar: Weihnachten fällt nicht aus! Denn er ist da, er will auch heute ankommen bei dir und bei mir. Was wird das für ein Fest, wenn ich ihn finde, auch in diesem Jahr 2020!

Michael Datené, Pfr.