Bringt Corona auch Gutes?

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Datum:
Mo. 29. Juni 2020
Von:
Filippo Soro

Als Ende 2019 ein neuartiges Corona-Virus in China ausbrach, dachte niemand, dass es sich nur wenige Wochen später auf der ganzen Welt ausbreiten würde. Mittlerweile haben sich mehr als sieben Millionen Menschen infiziert, in fast allen Ländern wurde das öffentliche
Leben maßgeblich eingeschränkt. Viele Tote und schwer Erkrankte, zusammenbrechende Gesundheitssysteme, Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, leere Schulen, Existenzbedrohungen und geschlossene Kirchen waren die Folgen der schweren Pandemie.

Das ist zweifellos katastrophal.  Trotzdem ist es interessant zu hören, wie viele Menschen auch aus diesen schweren Zeiten Gutes und Positives für sich gefunden haben.

Also hat unsere Redaktion eine kleine Umfrage in unserer Gemeinde gestartet und wir waren erfreut über viele positive Antworten und Anregungen. Lesen sie selbst:

 

K.L. (w. 42) Ich fand es toll, viel gemeinsam zu Hause zu machen. Unser Leben „runter zu fahren „.

J.H. (w. 32) Der Gedanke, wie wertvoll die Gesundheit ist und alles andere wird nebensächlich. Man wertschätzt die kleinen Dinge des Lebens wieder, wird als Kernfamilie sehr zusammen geschweißt und genießt die gemeinsame Zeit.

E.S. (w 88) Die Familie ist näher zusammengerückt. Es gab eine natürliche Entschleunigung. Ich habe viel Kreativität entwickelt. Z. B. Basteln, Handarbeit, Gartenarbeit.

L.L. (m 10) Meine Eltern hatten mehr Zeit für mich. Lernen zu Hause war einfacher, da es keinen Zeitdruck gab, und jederzeit Hilfe von Mama.

S.H (m 64) Man nimmt die Familie sehr wichtig, und schöpft Kraft aus der Natur. Man denkt über den Glauben nach, der einen vor große Herausforderungen stellt.  

A.H. (w 66)   Man erlebt den täglichen Ablauf bewusster und empfand die Freude riesig, als man endlich wieder die Kinder und Enkelkinder treffen konnte. Man hat gelernt, dass nichts selbstverständlich ist. 

M.K. (w 70) Viele Menschen haben sich Gedanken gemacht, wie sie Mitmenschen aufmuntern, Wertschätzung zeigen, und Hilfe anbieten können. Manche Arbeitsbeziehungen und Freundschaften sind vertieft worden. Für positive Erfahrungen dürfen wir dankbar sein.

B.L. (m 65) Ich konnte mehr zu mir selber finden. Hatte mehr Zeit für Partner und Enkel. Konnte viel Liegengebliebenes aufarbeiten. Ohne Ehrenamt und Veranstaltungen sehr erholsam.

L.K. (w 15) Meine Abschlussprüfung war erleichtert und ich hatte viel mehr Zeit zum Lernen.

H.S. (w 44) Die Corona Zeit hat mir eine Konzentration auf das „Mehr“ und „Weniger“ in meinem Leben gebracht:

Mehr: Gedanken und Tun für das wirklich Wichtige beruflich und privat. Mitsorgen und tatkräftige Unterstützung für die, die besonders beschützt werden müssen.

Weniger: Volle Kalenderseiten. Und irgendwann die bewusste Entscheidung, weniger medial zu konsumieren. Ganz oft fühle ich mich reich beschenkt von dem wie ich leben kann und das brachte mir die Zuversicht, dass alles gut werden wird. Dass Gott mit uns durch diese Zeit geht, hat für mich dazu beigetragen, dass ich für andere da sein konnte.

H.D. (w. 69) Eine gute Zeit zum Nachdenken. Es ist nicht alles selbstverständlich.

P.M. (w. 53) Es kam die totale Entschleunigung. Zeit für Gespräche, Telefonate, zum Lesen, Dinge, die im normalen Berufs-Alltag oft zu kurz kommen. Die meisten Termine konnten nicht mehr “persönlich“ stattfinden, aber durch Nutzung der modernen Medien konnte doch einiges „digital“ stattfinden, vor allem auch die Gottesdienste im Netz. Wir konnten in Kontakt mit Gott und miteinander bleiben.

C.L. (m 43) Gut mal keine Termine zu haben. Wir waren gezwungen unser Leben runter zu fahren – und das war gut so!

A.Z. (m. 44 Pfarrer) Corona brachte mir Entschleunigung und mehr familiäre Nähe. Die Gemeinde hat eine andere Perspektive auf die Pfarre bekommen. Es wurde sich auf das Wesentliche besonnen.

S.L. (m.36) Also wenn der Krise etwas Positives abzugewinnen ist, dann, dass jeder einzelne wohl durch die erzwungene Entschleunigung gemerkt hat, wie essentiell wichtig die einfachen Dinge des Lebens sind. Sachen die immer selbstverständlich waren z.B. Gesundheit, ein gefestigtes Zuhause, und ein vertrautes Miteinander. Erfreulich auch, dass augenscheinlich die Solidarität in der schnelllebigen Zeit nicht verloren gegangen ist und viele Menschen, die alt, krank oder einsam sind, nicht alleine gelassen werden. Zu guter Letzt konnte Corona auch der Umwelt scheinbar eine dringend benötigte Verschnaufpause verschaffen.

M.D. (m.49 Pfarrer) Die aufgezwungene Entschleunigung hat mir und vielen anderen gutgetan. Viele Menschen haben intensiver (oder sogar zum ersten Mal) über den Sinn ihres Lebens nachgedacht und eine neue Beziehung zu Gott im Gebet aufbauen können. Trotz (oder gerade wegen) der räumlichen Abstände spüre ich bei vielen Menschen ein neues Bewusstsein für den Mitmenschen und eine neue Offenheit für den Anderen bzw. das Andere, das mir im Gegenüber begegnet.

  1. u. M.G. (m/w 69/68) Die Pandemie hat uns bewusstgemacht, wie sehr das Gemeinwohl vom verantwortungsbewusstem Verhalten eines jeden Einzelnen abhängig ist.

C.B. (w. 55) Mein Leben wurde entschleunigt und vieles was vorher sehr wichtig, ging plötzlich nicht mehr und trotzdem ging das Leben weiter. Ich habe viel Neues gelernt: Video – und Telefonkonferenzen funktionieren mindestens so gut wie echte. Mit unserem Sohn konnte ich prima lernen und habe dadurch interessante Themen selber vertieft. (Französische Revolution, Sokrates u.v. mehr) Ich konnte länger schlafen und habe weniger Geld ausgegeben.

R.J. (w) Ich bin dankbar für die Entschleunigung in meinem Alltag und für die Erfahrung der neuen Sichtweisen auf wesentliche und unwesentliche Erlebnisse in meiner Umgebung.

intensiv (c) Sankt Antonius Hospital
intensiv

B.R. (m 54 Leiter der Intensivstation im SAH) Die Intensivstation bedankt sich bei allen Gemeindemitgliedern, welche die Aufforderung des Intensiv-Personals, zu Hause zu bleiben, ernst genommen haben, und dadurch sehr viele Menschenleben gerettet haben.

Diese besondere und außergewöhnliche Zeit hat das Team der Intensivstation so nachhaltig zusammengeschweißt, wie es noch nie da gewesen ist. Wir sind froh und erleichtert, dass endlich Lockerungsmaßnahmen vorgenommen werden können und wir wieder Angehörige zu unseren Patienten lassen dürfen. Aber wir müssen weiter wachsam sein und unser „Gottvertrauen“ behalten.

Liebe Leserinnen und Leser, soweit unsere kleine Meinungsumfrage. Und ich bin überzeugt, dass Sie sich in vielen der Antworten wiederfinden werden. 

 

Mit herzlichen Grüßen

Karen Leuchter