„Am Pfingsttag befanden sich alle am gleichen Ort. Sie freuten sich, beieinander zu sein. Am Himmel regte sich kein Lüftchen! So kam es, dass sie friedlich unter sich blieben. Es störte sie keiner. Sie frischten Erinnerungen an Jesus auf: Sie erzählten sich dies und jenes. Das konnten sie in ihrer eigenen Sprache. Die Fenster öffneten sie nur gelegentlich, um ein wenig zu lüften.
In den Straßen um ihr Haus herum tummelten sich an diesem Tag Leute aus aller Herren Länder: Parther, Meder, Elamiter, Bewohner aus Mesopotamien, Kappadozier – wie gesagt, aus aller Herren Länder. Sie unterhielten sich über vieles, manche auch über Jesus und seine Anhänger: „Man hört nichts mehr von der Sache. Sie scheint sich erledigt zu haben!“ Dann wechselten sie das Thema und sprachen wieder über die Schriftauslegung von Rabbi Benjamin am Morgen in der Synagoge. Sie gingen weiter, ohne etwas erlebt zu haben.
Der Pfingsttag, ein Tag wie jeder andere!
In der kleinen Gruppe aber hielt Petrus eine Rede: „Liebe Freunde in der Erinnerung an Jesus! Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, dass unser Freund Jesus nicht mehr bei uns ist. Von den Juden haben wir nichts mehr zu befürchten, denn langsam haben sie sich beruhigt. Warum sollten wir von der Sache wieder anfangen? Wir haben unsere Ruhe. Das ist gut so, das soll so bleiben! Dann und wann wollen wir uns treffen, um das Andenken an ihn in Ehren zu halten. Im Übrigen soll alles so bleiben, wie es ist. Das ist für die Beteiligten das Angenehmste. Fremde können in unserer Gruppe nur stören.“ So weit Petrus.
Die Jünger trafen sich noch öfters, fingen an sich zu langweilen. Mit den Jahren starben sie. So ging die Sache Jesu zu Ende. Man redete nicht mehr viel darüber, denn Belanglosigkeiten haben das gleiche Schicksal wie Eintagsfliegen.“ (nach Heribert Arens)
Liebe Mitchristen!
Was wäre geschehen, wäre der Heilige Geist nicht gekommen? Die Geschichte von Heribert Arens führt es uns anschaulich vor Augen. Niemand würde sich heute noch an Jesus und seine Botschaft erinnern. Es gäbe keine Kirche, keine Geschichte des Christentums. Wie anders würde unser Leben aussehen!
Gott sei Dank hat Jesus sein Versprechen wahr gemacht und nach seiner Auferstehung den verängstigten Jüngern seinen Heiligen Geist gesandt. Das dürfen wir an Pfingsten feiern. Gottes Geist hat eine große Dynamik, auch heute noch. Er lässt sich nicht fassen in unseren menschlichen Begriffen. Am ehesten beschreiben ihn Symbole wie Feuer oder Sturm. Was er ergreift, wird bewegt und verwandelt.
In unserer Ordensgemeinschaft der „Dienerinnen des Heiligen Geistes“ ist es guter Brauch, dass wir jeden Morgen beginnen mit dem Hymnus zum Heiligen Geist: „Komm, Heil‘ger Geist, der Leben schafft!“ Wenn wir uns ihm öffnen und zur Verfügung stellen, dann kann er unser Leben verwandeln mit seinen Gaben.
Uns allen wünsche ich zu Pfingsten, dass wir uns von dieser Kraft Gottes erfüllen lassen!
Sr. Martina