Es gibt Lichtblicke. Auch in großer Finsternis. So wie dieser: Der britische Veteran Captain Tom dreht mit seinen 99 Jahren unablässig Runden auf der Terrasse vor seinem Backsteinhaus. Er trägt dabei ein feines, dunkelblaues Sakko und am Revers die Orden, die man ihm einst verlieh. Mitten im 1. Lockdown sammelt Captain Tom Spenden für das britische Gesundheitssystem. Die Spendenbereitschaft seiner Mitmenschen ist groß. Und so läuft der alte Mann immer weiter. Am Ende sammelt er so mehr als 39 Millionen Euro. Damit schafft er es ins Guinessbuch der Rekorde.
Was aus einer Runde mit dem Rollator werden kann: Eine Hoffnungsgeschichte, die mir sagt: Großes fängt oft ganz klein an. Ein Lichtblick.
Anfang Februar wird in den Kirchen auch von einem sehr alten Herrn erzählt. Simeon heißt er. Unablässig dreht er Runden durch seine Stadt Jerusalem. Und immer wieder führt sein Weg ihn dabei auch in den Tempel. Dort trifft er eines Tages auf eine junge Familie: Mutter, Vater, und ihr Neugeborenes. Eigentlich ganz alltäglich. Doch für Simeon ist diese Begegnung ein Lichtblick. Er nimmt das Baby auf den Arm und preist Gott. Weil er weiß: mit diesem Kleinen hat Gott ganz Großes vor. Es ist der kleine Jesus, der später mal für so viele Menschen ein großes Licht sein wird.
Lichtblicke gibt es immer. Man muss sie nur sehen. Oder anderen geben wollen. Man darf sich nie dem Schmerz oder der Finsternis überlassen. Ich weiß, das sagt sich leicht. Aber es bleibt doch richtig. Man sollte nicht nur dasitzen und seinen Kummer beklagen; man sollte alle Sinne offenhalten und schauen, wo Licht ist.
Denn es gibt keine Finsternis, die Gott nicht heller machen kann. Darauf dürfen wir vertrauen, wenn es uns schlecht geht. Gott findet Menschen, die Licht bringen. Hoffnung entzünden. Selbst in dunkelster Zeit. Oft fängt es klein an. Mit einem Rollator. Mit einem Baby. Mit einem Silberstreif am Horizont. Man muss es nur wahrnehmen.
Raphael Häckler, Pfr.