Wenn Sie diesen Pfarrbrief in Händen halten, sind es nur noch wenige Tage bis Weihnachten. Viele werden überlegen, wie und ob sie das Fest in diesem Jahr feiern können – wieder einmal – denn durch Corona hatten wir ja bereits die letzten beiden Jahre schon eine ziemliche Ausnahmesituation.
In diesem Jahr kommen noch einmal neue Sorgen hinzu. So vieles ist teurer geworden in den letzten Wochen und Monaten: Wohnen, Essen und vor allem Energie. Viele Menschen können ihre Rechnungen nicht mehr zahlen oder scheuen vor teuren Anschaffungen und Geschenken zurück. Andere fürchten um ihre berufliche Existenz und um den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Und dann Weihnachten! Viele Städte und Gemeinden wollen in diesem Jahr auf eine große Weihnachtsbeleuchtung verzichten. In den Kirchen sind die Heizungen auf ein Mindestmaß heruntergeregelt und auch in mancher Wohnung wird es diesmal viel weniger glitzern und schimmern oder nach frisch gebackenen Plätzchen duften. Denn jede Kilowattstunde zählt, damit wir irgendwie durch den Winter kommen. Da bleibt manche Lichterkette auf dem Dachboden und der Ofen auch mal kalt...
Die gute Nachricht ist: Weihnachten 2022 findet auf jeden Fall statt! Selbst dann, wenn die Geschenke und das Weihnachtsmenü nicht ganz so üppig ausfallen wie gewohnt. Denn das wahre Weihnachtsgefühl ist ohnehin mit nichts zu bezahlen. Es hat etwas mit den Menschen zu tun, mit denen ich mich verbunden fühle – und mit der Tatsache, dass wir den Geburtstag von Jesus feiern.
Ich schaue auf Maria und Josef und das Kind. Wie sie da sitzen in der Heiligen Nacht. Der Stall, in dem sie in Bethlehem untergekommen sind, ist zugig ? die Futterkrippe, in der das Neugeborene liegt, ist knüppelhart, ? das untergelegte Stroh sticht und kitzelt ? und statt Plätzchenduft erfüllt der Geruch von Tieren und ihren Ausdünstungen den Raum: Alles andere als gemütlich. Und doch strahlen die drei. Sie sind glücklich. Und alle, die in dieser Nacht dabei sein dürfen, die sind es auch: die Engel, die Hirten, die Tiere...
In kalter Nacht erwärmen sie sich an der Weihnachtsbotschaft: Gottes Sohn kommt nicht in einem Palast zur Welt, sondern mitten unter uns. Bei den Menschen. Um ihnen nah zu sein. Dir und mir. Er will wissen, wie es uns geht ? will uns sehen, uns hören, unser Herz berühren... bevor es erfriert. Damit es durchströmt wird von Liebe, Wärme und Trost. Damit es sich nicht fürchtet in der Dunkelheit. Damit es hofft und glaubt, dass irgendwann ein Licht aufgeht und ein neuer Tag anbricht. Trotz allem....
Das ist es, was wir auch 2022 feiern: Gott hat uns nicht vergessen. Und die Welt ist nicht gottverlassen. Bei allem Schlimmen, was um uns geschieht, dürfen wir wissen: Gott ist mittendrin. In der Finsternis, der Einsamkeit, der Sorge und Not. Er gibt für Dich und mich sein Bestes: seinen Sohn. Das größte Geschenk aller Zeiten. Darum „Fürchtet Euch nicht?. Und feiert es: das Weihnachtsfest. Vielleicht nicht so gemütlich wie sonst, aber dennoch von Herzen glücklich.
Ich wünsche Ihnen allen ein frohes Weihnachtsfest 2022 und für das neue Jahr
Gottes Segen!
Raphael Häckler, Pfr.