Ostern steht wieder vor der Tür. In einer Jahreszeit, in der die Natur sich in voller Lebendigkeit zeigt, feiern wir, dass das Leben stärker ist als der Tod. Und „nebenan“ ist Krieg, es herrschen Zerstörung und Tod. Geht das überhaupt zusammen? Nun, die einfache Antwort ist sicher: Ich muss mich auch in schwierigen Zeiten an der vielleicht wichtigsten Glaubensaussage freuen dürfen! Richtig, nur erfasst diese Antwort die Frage nicht in ihrer Tiefe: Ist es nicht widersinnig, ein Widerspruch, wenn wir feiern, dass das Leben stärker ist als der Tod, wenn der Tod gleichzeitig zu triumphieren scheint?
Ostern, die Hoffnung auf die Auferstehung, ist ja zunächst mal eine Perspektive nach dem Tod. Auch Jesus ist auf brutale Weise umgekommen und die Bibel betont, dass er wirklich tot war. Aber seine Auferstehung begründet unsere Hoffnung, dass auch wir eines Tages nach dem Tod in Gottes Herrlichkeit eine neue, ewige Heimat finden werden. Ostern bringt den Tod nicht aus der Welt. Eines unserer Lieder sagt: „der Tod hat keinen Stachel mehr“: Er ist noch da, aber er ist nur Durchgangsstadium.
Wenn aber Ostern meine Perspektive erst nach dem Tod verändert, welche Bedeutung soll das jetzt hier in meinem Leben haben? Die österliche Perspektive kann meinem Leben als Christ eine ungeahnte Freiheit geben, wie sie in Röm 8,38 ausgedrückt ist „Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ Als Christ muss ich all das nicht fürchten, weiß, dass das nur vorläufig ist. Das macht den Tod und das Leid, das ich wahrnehme, nicht ungeschehen und ganz bestimmt nicht weniger schlimm. Aber es gibt mir vielleicht Hoffnung und Kraft, Menschen beizustehen, Missstände zu verändern in der Gewissheit, dass am Ende das Leben siegen wird.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gerade in dieser Zeit: frohe Ostern!
Georg Sievers, Gemeindereferent