Umgeben von Menschen, vielleicht sogar von Freunden oder wenigstens Menschen, die dich in irgendeiner Weise kennen oder dein Gesicht zuordnen können. Einer Gruppe so groß, dass du das Gefühl hast, darin zu verschwinden.
Vielleicht ist auch heute einfach nicht dein Tag. Schon am Morgen hast du gemerkt, dass du heute mal wieder einen deiner melancholischen hast. An einem solchen Tag solltest du eigentlich allen Menschen aus dem Weg gehen, da du eh schon in deinen Gedanken zu versinken scheinst.
Da brauchst du eigentlich keine anderen Menschen, die dir auch noch das Gefühl geben, zwar nicht alleine, aber einsam zu sein. Und sie reden und sie lachen und sie werden immer lauter, die Stimmung immer ausgelassener je mehr Alkohol ihren Verstand vernebelt.
Aber eigentlich willst du ja gar nicht mehr so melancholisch sein. Du hattest dir selber doch versprochen, dass du dir heute einen schönen Abend machst und einmal deine Gedanken einfach nur Gedanken und deine Sorgen, Sorgen sein lässt.
Die Wohnung wird immer stickiger und die Musik irgendwie auch immer lauter und so hast du nicht nur das Gefühl zu versinken, sondern auch noch erdrückt zu werden. Du trittst hinaus auf den Balkon, lässt dich in einen der rostigen Liegestühle fallen und siehst hinab auf eine Stadt, die schon dunkel ist, nur in wenigen Fenstern noch Licht.
Der Bass eines neuen Liedes lässt hinter dir die Fensterscheiben leicht vibrieren und du atmest stoßartig aus und schließt die Augen, so als würdest du den kleinen Moment der wirklichen Einsamkeit nutzen, um Energie zu tanken.
Du hörst das Öffnen der Tür und einen Stuhl leicht über den Boden kratzen, als sich jemand neben dir in ihn fallen lässt. Er beginnt jedoch kein Gespräch, kein hohles Fragen nach Namen, die man eh wieder vergisst, oder wie es einem geht, wenn es doch eh den gegenüber nicht interessiert.Er starrt nur in den Himmel, so wie du es auch tust. Ein bisschen außer Atem vielleicht vom Tanzen oder einfach nur von der Gesellschaft, welche schon wieder ein neues Lied anstimmt.
Und irgendwie merkst du, wie seltsam diese Szene doch aussehen muss und musst grinsen und blickst zu dem Neuankömmling hinüber, welcher nun ein ähnliches Bild abgibt, wie du es eben noch tatest. Und auch wenn du ihn nicht kennst und ihn nach dieser Nacht vermutlich auch nie wieder sehen wirst, denkst du, wie nah ihr euch in diesem Moment sein müsst.
Denn so wie du, wirkt er hier zwar nicht alleine, aber einsam. Und ähnlicher könntet ihr euch doch wohl kaum sein.