„Wenn ich nicht weiß und du nicht weißt, was Freiheit heißt, wofür haben wir dann gelebt?"
(Söhne Mannheims, Freiheit)
Einen Gedankenanstoß für die Fastenzeit soll ich schreiben. Was ist also wichtig genug, um andere Menschen zum Nachdenken anzuregen? Schnell denke ich an die Freiheit. Freiheit ist etwas, für das ich in meinem Leben einstehen will, etwas, das ich verteidigen möchte. Freiheit ist etwas, das jeder sich wünscht.
Also noch schnell ein paar Gründe schreiben, warum es lohnt für Freiheit zu kämpfen und was Freiheit eigentlich ausmacht und fertig bin ich! Doch hier stocke ich zum ersten Mal. Ich bin verunsichert, warum ich diese Frage nicht direkt beantworten kann. Jeden Tag kann ich mir doch im Fernsehen, in der Werbung etc. anschauen, was frei sein bedeutet. Warum fällt es mir dann so schwer? Wovon soll ich mich nun freimachen?
Dann denke ich an die Menschen vor mir, die für die Freiheit auf die Straße gegangen und die für sie sogar gestorben sind. Aber ich lebe ja schon in einer Zeit des Friedens und in einer Demokratie, kann meine Meinung augenscheinlich frei äußern, den Beruf ergreifen, den ich möchte, und diejenigen lieben, die ich lieben will.
Sicherlich könnte ich an dieser Stelle in einer Welt von Rassismus, Sexismus, Populismus und anderem das politische Fass ganz weit öffnen und mich, wie ich es so gerne mache, um Kopf und Kragen reden. Das wäre wahrscheinlich auch nicht einmal übertrieben und absolut berechtigt. Aber diese Probleme sind nicht nur bei mir, sondern auch in den Medien alltäglich präsent. Es ist ein anderer Gedanke, der mir bei meinen Ausführungen kommt; Es ist eine andere Stelle, bei der ich wieder einmal zögere.
Wie ist das eigentlich in einer Gesellschaft, in der ich nach meiner Schulzeit während dem Studium gar nicht genug Auslandserfahrungen und Praktika gesammelt haben kann, mit meinen Beziehungen zu anderen Menschen? In einer Arbeitswelt, in der mein Lebenslauf nicht groß und ich selbst nicht flexibel genug sein kann? Kann ich mich da jemanden überhaupt noch vollkommen öffnen und mich an ihn binden? Kann ich mir diese Abhängigkeit leisten, wo ich doch selbst nicht weiß, was die Zukunft für mich bereithält und vor allem wohin sie mich verschlägt? Heißt das nicht am Ende noch mehr Probleme und Verpflichtungen, als ich ohnehin schon habe?
Vielleicht fängt Freiheit also bei mir an. Vielleicht muss ich mich frei machen von den Erwartungen, die diese Gesellschaft an mich stellt, die ich vor allem aber so oft an mich selbst stelle und frei machen von den Ängsten, die mich lähmen und mich hadern lassen. Möglicherweise schaffe ich dann etwas, was vielen mittlerweile schwerfällt. Mich auf jemand anderen komplett einzulassen und feste Bindungen zuzulassen, ohne den Druck von außen und von mir selbst und ohne die Sorge vor der ungewissen Zukunft, meinem Gegenüber offen und ehrlich zu begegnen und gelassen auf das Kommende zu schauen.
Ein Weg, der mich auch zu Gott führt?