Leitartikel des Weggefaehrten Dezember 2019

„Alle Jahre wieder…”

2019-12_Leitartikel (c) Pfarre St. Peter & Paul
2019-12_Leitartikel
Datum:
So. 24. Nov. 2019
Von:
Margot Karenfort

Vor gut 2000 Jahren wurde ein neues Kapitel der Weltgeschichte begonnen – in einer Futterkrippe. Der erste Gedanke, der sich bei diesem Requisit breit macht, ist: Was für ein unglaublich unpassender Ort für die Geburt eines Königs! Aber dieses ungewöhnliche Kinderbett zeigt von Anfang an, dass sich der neue König von allen weltlichen Fürsten unterscheidet. Er wird nicht in eine Wiege gebettet, sondern er verbringt die erste Nacht seines Lebens in einer Futterkrippe in einem Stall. Die Krippe ist der Kern, alles andere ist unwichtig, Dekoration.

Hinter dem unüberschaubaren Berg der Weihnachtstraditionen, der Weihnachtsdekorationen und der geballten Ladung Geschenke verschwindet das Hauptgeschenk fast völlig. Der Kern des weihnachtlichen Schenkens ist Jesu Geburt. Und Gott ist es, der schenkt. Keine Kinkerlitzchen, sondern die ganz großen Dinge: Leben, Begabungen, Vergebung, Neuanfänge, Hoffnung, alles überdauernde Liebe. Die Besinnung auf die Krippe nach dem ganzen Weihnachtstrubel kommt mir vor wie nach dem Naschen der Weihnachtsbäckerei: Nach dem vielen süßen Zeug habe ich ungeheuren Appetit auf Herzhaftes, etwas, das wirklich sättigt. Da ist dann die Krippe. Sie bringt es auf den Punkt, wie ich Weihnachten intensiv erleben kann: PUR - ich mit Jesus.

Ruhe und Wärme strahlt die Krippe aus. Nach der ganzen Hektik, dem grellen Kitsch der tausendfach blinkenden Weihnachtsdekoration fällt vor der Krippe die Hetze und Unruhe von mir ab. Machen wir es wie die Menschen, die die Weihnachtsgeschichte in tausendfacher Weise dargestellt haben. Rücken wir das Kleinste und Unauffälligste in den Mittelpunkt: die Krippe, in der Jesus liegt. Darin zeigt sich Jesu Haltung zum gesamten Leben. Er war gradlinig, klar, eindeutig, nicht interessiert an Statussymbolen und Leistungsdenken.

Die Krippe macht darauf aufmerksam, wie unwichtig das Drumherum für die großen Dinge des Lebens wie Glück und Liebe ist. Wir übersehen es ständig: Luxus bindet, nimmt den Schwung aus unserem Leben, macht träge und abhängig. Luxus ist das wirkungsvollste Ablenkungsmanöver, besonders an Weihnachten. Er macht es schwierig bis unmöglich, die Dinge intensiv zu erleben. Erst wenn die Verpackung wegfällt, Hülle für Hülle, zeigt sich dem Auge das Wesentliche. Und schon Jesu Geburtsgeschichte zeigt: er kann Liebe, Hoffnung und Freude wecken, wo Armut und Elend sichtbar sind. Die Krippe, der Stall - letztendlich doch der optimale Ort für Jesu Geburt.

Ich wünsche Ihnen, dass in der Adventszeit mit jedem Türchen, das geöffnet wird, Ruhe, Besinnung und die Vorfreude auf das Weihnachtsfest größer werden, dass Unruhe und Hektik verblassen, dass Beschaulichkeit und Frieden einkehren und Sie ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest feiern können.

 

Für das Pastoralteam

Diakon Jürgen Schoenen