Leitartikel des Weggefaehrten August und September 2019

Gott und Urlaub

2019-08-09_Leitartikel (c) Pfarre St. Peter & Paul
2019-08-09_Leitartikel
Datum:
Fr. 26. Juli 2019
Von:
Margot Karenfort

Wenn wir mal annehmen, dass Gott tatsächlich Urlaub machen würde - welches Reiseziel sucht er sich aus? Fliegt er dahin, wo es „brennt”, in die Krisengebiete unserer Erde, wie z.B. Iran oder Somalia? Oder gefällt es ihm besser im Schwarzwald, auf Mallorca oder in der Karibik?

Ein alter Witz erzählt, dass man Gott im Vatikan noch nie gesehen hat. Damit scheidet der Vatikan als Urlaubsziel Gottes wohl eher aus? Obwohl ich mir durchaus vorstellen kann, dass unter der Leitung von Papst Franziskus auch der Vatikan für Gott ein attraktives Ziel sein kann, zumindest für einen Kurzurlaub.

Aber wollen wir nicht weiter spekulieren über das Urlaubsziel des lieben Gottes. Denn egal, wohin Gott in Urlaub fahren würde – es würde doch bedeuten, dass er für zwei, drei Wochen nicht erreichbar wäre. Alle unsere Gebete, auch jedes noch so kurze Stoßgebet würde dann im Nichts verhallen. Jeder hoffnungsvolle Hilferuf, jeder konfliktreiche Fluch bleibt dann ohne Antwort.

Wie sollte das gehen, ohne Dialog mit Gott zu sein? Nein, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen! Ich will, dass Gott für mich erreichbar ist an 12 Monaten, 52 Wochen, 365 Tagen, 8.760 Stunden, 525.600 Minuten und 31.536.000 Sekunden im Jahr. In Schaltjahren darf es auch noch eine bisschen mehr sein.

Warum will ich auf den Dialog mit Gott nicht verzichten?

Die Antwort ist einfach: Mit Gott kann ich reden, wenn ich ganz unten bin, ich kann ihn ständig um Hilfe bitten, ich kann über ihn schimpfen - nichts nimmt er mir krumm. Ich kann mit ganz einfachen Worten und ohne Umschweife mit ihm reden. „Gib mir mein tägliches Brot” oder „Vergib mir meine Schuld” oder „Herr, steh mir bei” – das sind einfache Beispiele für meine Kontakte zu Gott.

Wenn ich mir jetzt nochmals die Frage stelle: Macht Gott Urlaub? Nein, Gott macht keinen Urlaub. Gott sei Dank! Diese Tatsache schafft mir Entlastung und Ruhe – so dass ich vielleicht sogar formulieren kann: Gott ist Urlaub!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen/Euch – auch im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pfarre – eine erholsame und gesegnete Urlaubszeit.

Michael Datené, Pfr.

 

P.S.:  Es gibt ein schönes Büchlein über das Thema „Gott und Urlaub”, das ich gerne schon bei Familienmessen eingesetzt habe. Es wurde geschrieben und gemalt von Nicholas Allan und trägt den Titel: „Jesus nimmt frei”.