Leitartikel des Weggefährten April 2018

Jesus lebt (c) www.gott.net
Jesus lebt
Datum:
So. 1. Apr. 2018
Von:
Margot Karenfort

Lieber Leser, liebe Leserin!

Auf der Titelseite dieser Ausgabe des „Weggefährten“ sehen wir das Bild einer EKG-Aufnahme. Es gibt Auskunft über die Herztätigkeit eines Menschen. Medizinisch gesehen ist es keine realistische Darstellung. Der Grafiker, der dieses Bild geschaffen hat, hat es in einen Bezug zum Leiden und Sterben Jesu Christi gesetzt und nennt es „Oster-EKG“ (Quelle: www.gott.net).

Der Betrachter dieses Bildes kann vier markante Bereiche erkennen:

Da sind erstens im linken Abschnitt zackig verlaufende Ausschläge in auf- und absteigender Weise zu sehen. Schnell hintereinander. Wir können es als Herzklopfen deuten.

Herzklopfen – wer kennt das nicht? Wenn der Puls über die durchschnittlichen Minuten-Schläge des Herzens hinausgeht. Wenn man den Herzschlag schon spüren kann durch ein Pochen der Halsschlagader oder einem dumpfen Gefühl bei jedem Schlag des Herzens in der Brust. Das Leben gibt uns manchmal Anlass für Herzklopfen. Bei Herzklopfen sind wir einer außergewöhnlichen Belastung ausgesetzt. Herzklopfen haben wir nicht, wenn alles den gewohnten Gang geht. Herzklopfen drückt aus, dass so etwas wie ein Ausnahmezustand erreicht ist. Unzählige und verschiedene Situationen gibt es, in denen wir Herzklopfen haben. Ausnahmezustand.

Ein Ausnahmezustand, das sind auch die drei Österlichen Tage von Gründonnerstag bis zum Ostermorgen. Welch eine Dramatik erleben wir, wenn wir uns ganz in das Geschehen vom Leiden und Auferstehung Jesu Christi hineinbegeben!

Wie mag es Jesus mit seiner Herzfrequenz im Durch-Sterben und Durch-Leben seiner Situation ergangen sein? Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Aber ich glaube der Botschaft von Jesu Leiden, Sterben und Auferstehen. Er ist durch das Leiden und Sterben hindurchgegangen.

Wir können es in der grafischen Darstellung im zweiten markanten Bereich symbolisch erkennen: die Dokumentation über die Herztätigkeit zeichnet ein Kreuz. Jesus durchleidet die Realitäten seiner Situation von Verrat, Verspottung, Verurteilung, Verlassenheit bis hin zum leidvollen Tod am Kreuz. All das steckt im gezeichneten Kreuz des EKG-Bildes und zeigt unser Zeichen für Jesus Christus und unseren Glauben.

Und dann geht die Darstellung des „Oster-EKGs“ in einen dritten Bereich über und stellt dar: Jesus ist hinabgestiegen in das Reich der Toten, nach ganz unten, Jesus ist gestorben. Tot. Er ist aus dem Bereich des Sichtbaren getreten. Dahin, wo auch die Herztätigkeit auf der EKG-Dokumentation nicht mehr zu sehen ist, noch nicht mal als Null-Linie. Es gibt keine Steigerung von tot. Es gibt nur unsere beschränkte Vorstellungskraft über den Tod, weil wir mit unserem menschlichen Drang nach Leben den Tod kaum ertragen können. Wir wissen nicht, wie es einmal sein wird, wenn wir sterben. Und das ist für unser Leben jetzt zuträglich, denn wir leben!

Den vierten markanten Bereich, den wir auf dem EKG-Bild ab der Bildmitte erkennen können, erzählt von der Wende: Aus dem Tod schnellt die Vitalität des Herzens zum Leben nach oben und steigt ein in einen beschwingt anmutenden Rhythmus. Es scheint so, als sei der Herzschlag jetzt melodisch, freudvoll, leicht und frei.

Für mich drückt die Grafik des „Oster-EKGs“ aus, was in den drei Österlichen Tagen geschehen ist: Jesus ist mit ganzem Herzen durch das Leiden gegangen. Er hat das Leiden der Welt und jedes Einzelnen mitgenommen durch den Tod hindurch und ist nicht dort geblieben: Gott hat Jesus nicht im Tod gelassen. Uns allen wurde damit eine neue Wirklichkeit eröffnet, der wir glauben dürfen. Diese neue Realität Jesu Christi wird nicht nur auch für uns einmal Realität, sie ist es sogar jetzt schon: „Jesus lebt!“, so lautet die unmissverständliche Botschaft des Osterereignisses.

An den Auferstandenen zu glauben bedeutet damit für uns: Es gibt immer diese eine helle, frohe Seite in unserem Leben, der wir uns zuwenden dürfen und die frei macht: Jesus Christus, der auch durch das dunkelste Dunkel gegangen und keine Trostfigur ist, sondern wahr gewordene göttliche Wirklichkeit: Mit ihm dürfen wir leben.

Darum wünsche ich Ihnen und Ihren Familien, den Freunden und Freundinnen, im Namen des Pastoralteams, dass der österliche Ausnahmezustand Ihre Herzen erfüllt und wir alle - suchend, fragend oder gläubig - in jedem Fall aber staunend Ostern feiern können und wir der österlichen Wirklichkeit mehr und mehr trauen und sie in unserem Leben Raum gewinnt.

Heike Sorgenfrey, Gemeindereferentin